03/11/2025


Vize-Europameister im 505er in L’Estartit

GBR’s Roger Gilbert und Ian Mitchell gewinnen nach Punktgleichheit vor Jan-Philipp Hofmann und Felix Brockerhoff.

Die Internationale 505-Klasse reiste in diesem Jahr für ihre Europameisterschaft in die Stadt L’Estartit an der spanischen Costa Brava.

Zum ersten Mal fand eine internationale Veranstaltung dieser Klasse in Spanien statt – und sie war ein voller Erfolg, nicht zuletzt, weil das Wetter Ende Oktober deutlich besser und wärmer war als im verregneten Nordeuropa.

58 Teams nahmen teil – eine beeindruckende Zahl für ein Revier außerhalb der traditionellen Hochburgen der 505er. Die meisten Boote kamen auf Mehrfachtrailern an – einige davon wurden speziell für die Veranstaltung gebaut und gespendet.

Vor Beginn der Regatta wurden kurze Sprints und Gate-Starts geübt – hilfreich für die Teilnehmenden, aber auch, um dem spanischen Wettfahrtteam unter Leitung von PRO Tim Hancock das Gate-Start-Verfahren näherzubringen, das sie anschließend während des gesamten Events fehlerfrei durchführten.

Der Wind wurde von einer Kombination aus starken katabatischen Gebirgswinden im Norden und Süden, lokalen geografischen Gegebenheiten wie den Medes-Inseln und thermischen Effekten bestimmt. Dadurch wechselten die Bedingungen schnell, und Wettervorhersagen waren kaum hilfreich.

Tag 1 – Perfekte 505-Bedingungen
Am Mittwoch, dem ersten Wettkampftag, begann der Tag mit leichtem bis mittlerem Wind, der sich auf dem Wasser zu soliden 15–18 Knoten mit schöner Welle entwickelte – perfekte 505-Bedingungen also. Klassenpräsident Michael Quirk und Tim Needham starteten stark und rundeten als Erste die Luvtonne, dicht gefolgt von den Briten Roger Gilbert und Ian Mitchell. Diese beiden Teams setzten sich vom Feld ab, und Gilbert/Mitchell gelang es in den letzten Halse, Quirk/Needham zu überholen und den Sieg zu holen.

Die deutschen Meister Jan-Philipp Hofmann und Felix Brockerhoff zeigten ihre beeindruckende Downwind-Stärke und kämpften sich von hinten bis auf Platz 3 vor.

Im zweiten Rennen starteten Gilbert/Mitchell früh (beim Torstart heißt das links) und profitierten von einem Linksdreher, wodurch sie eine deutliche Führung am ersten Luvfass hatten. Die US-Amerikaner Mike Holt und Rob Woelfel nutzten ihren Speed, nahmen die Dreher besser mit und holten auf.

Hofmann/Brockerhoff waren am letzten Luvfass weit hiner den Führenden auf Platz 5. Anders als die Spitze, drehten Sie sich an der Luvtonne um, sahen den Wind und wechselten im richtigen Moment die Kursseite. Sie konnten den ganzen Vorwind Trapez segeln. Die Führenden segelten derweil in die Flaute und konnten nur zusehen, wie die Deutschen von rechts hereinkamen, in eine Kontrollposition halsten und den Sieg holten. Damit waren sie zurück im Titelrennen.

Gilbert/Mitchell blieben jedoch über Nacht die Gesamtführenden – knapp.

Tag 2 – Starkwind und Taktikspiel
Am Donnerstag startete die Flotte bei starken Gebirgswinden mit Böen über 30 Knoten. Die Bedingungen mäßigten sich leicht zum Start. Quirk/Needham (118 pure Manneskraft im Trapez) führten zunächst, verloren aber durch ein Spinnakerproblem ihre Position an Gilbert/Mitchell. Paul Brotherton/James Fawcett und Michael Wilson/Stu Bithell (2x Olympia Gold im 470er und 49er, jetzt Sail GP Taktiker) blieben dicht dran.

Die Führung wechselte mehrmals, bevor Gilbert/Mitchell durch ihre hervorragende Amwind-Geschwindigkeit den zweiten Sieg einfuhren. Hofmann/Brockerhoff wurden vierte.

Der Wind flaute kurz ab, kam dann aber für das vierte Rennen zurück. Bei moderaten Bedingungen lagen die Nordamerikaner Howard Hamelin und Andy Zinn in Führung und gewannen souverän – zumindest sah es so aus, obwohl der Kurs anspruchsvoll blieb. Ben McGrane/James Ross segelten ihr bestes Rennen und wurden Zweite, während Hofmann/Brockerhoff den dritten Platz holten.

Im nächsten Lauf (Rennen 6) siegten Hofmann/Brockerhoff klar vor Hamelin/Zinn. Holt/Woelfel sicherten sich nach hartem Kampf Platz 3.

Der Wind frischte wieder auf über 30 Knoten auf, und die müde Flotte kämpfte sich durch drehende Böen zurück Richtung Hafen. An Land erwarteten sie Sonne, Essen und Bier – der perfekte Abschluss eines langen Segeltages. Gilbert/Mitchell blieben durch Punktgleichheit knapp vor Hofmann/Brockerhoff an der Spitze.

Tag 3 – Flaute und Wissenstransfer
Über Nacht verzogen sich die Gebirgswinde, und der Freitag war sonnig, aber windstill. Trotz geduldigem Warten auf Thermik blieb der Wind aus.
Statt Rennen leitete Howie Hamelin eine offene Diskussionsrunde, bei der die Spitzenteams über Trimmeinstellungen, Taktik und Segeltechniken sprachen. Besonders Felix Brockerhoff, Mike Holt, Rob Woelfel und Andy Zinn gaben wertvolle Einblicke. Unvergessen bleibt Robs humorvolle, „vollständig gespielte“ Beschreibung ihrer riskanten, aber effektiven Halsen.

Tag 4 – Geduld und Entscheidung
Der Samstag begann grau und kühler mit einer Vorhersage von 7–9 Knoten Wind. Die Flotte fuhr zwar raus, doch der Wind blieb unstet. Trotz einiger Hoffnungsschimmer kam keine stabile Brise auf, und um 15 Uhr wurde die Regatta beendet.

Roger Gilbert und Ian Mitchell wurden somit Europameister, punktgleich vor den Düsseldorfern Hofmann/Brockerhoff. Die Kalifornier Howard Hamelin und Andy Zinn komplettierten das Podium.

Weitere Ehrungen und Ausblick
Beste Frauencrew: Nicola Birkner und Angela Stenger (GER)
Bestes Mixed-Team: Florence Lebrun und Ludovic Roblin (FRA)
Klassikerpreis: Gary Fowler und Harry Moffat (GBR) für ihre starke Leistung im alten Kyrwood-Boot unter schwierigen Bedingungen.

Die Europameisterschaft 2025 war ein großer Erfolg – dank der Unterstützung lokaler Freiwilliger, der spanischen und katalanischen Segelverbände, der Stadtverwaltung und des Club Nàutic Estartit. Ein besonderer Dank gilt PRO Tim Hancock, ehemaligem 505-Weltmeister, für seine exzellente Wettfahrtleitung.

Auch die anderen DYC Teams positionierten sich stark: Swade/Treichel wurden nach Mastbruch im Vortraining 27ter und haben ihr Ziel in die erste Hälfte zu fahren locker erreicht. Mit ein bisschen Training und einem neuen Boot ist sicherlich noch mehr drin. Stueckl/Hofmann wurden 32ter, ein extrem gutes Ergebnis, wenn man bedenkt, dass dies eine Vielwindregatte war, bei dem Nils als Vorschoter nur gut 80 Kilo wog und das Boot – die gelbe Sau – 29 Jahre alt ist.

Blick nach vorn
Die nächsten europäischen Veranstaltungen:
2026 Easter Eurocup (Südfrankreich)
Regatta am Gardasee im Mai
505-Weltmeisterschaft Hayling Island, 2.–11. Juli 2026

In Großbritannien steht im Herbst/Winter eine Winterserie in Hayling Island auf dem Programm, gefolgt von Trainings, Freitagssegeln und Regatten im Frühjahr – alles zur Vorbereitung auf die Weltmeisterschaft 2026. Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren, mit über 100 erwarteten Booten.

Wer Interesse hat, einen 505 auszuprobieren, ist herzlich eingeladen – Unterstützung ist garantiert.