
Chet van Duzer
Seeungeheuer und Monsterfische: Sagenhafte Kreaturen auf alten Karten
Sachbuch aus dem Englischen von
Hanne Henninger, Heike Rosbach und Jan Beaufort
Verlag Philip von Zabern, Darmstadt, 2015
gebunden, 144 Seiten und 147 farbigen Abbildungen für 39,35 €
ISBN 978-3-8053-4859-1
Der Verlag Philip von Zabern ist bekannt als renommierter Verlag für archäologische und historische Publikationen; vielen ist er durch seine ansprechend gut gestalteten Katalogen etlicher archäologischer Ausstellungen vertraut.
In seinem Verlagsprogramm finden sich auch einige Bücher zur maritimen Historie. Jetzt neu erschienen ist dieser Band, in dem sich der Autor mit der Darstellung sagenhafter Meereskreaturen auf alten Seekarten befasst und sie erstmalig interpretiert.
Heute finden wir solche Darstellungen einfach nur skurril. Für den mittelalterlichen Men-schen gehörten sie aber zu scheinbar realen Gefahren der Seefahrt. Der Autor analysiert die Herkunft dieser Bildvorstellungen, die von Kartenzeichnern zu Papier gebracht wurden, die dem Abgebildeten selbst nie begegneten. Es war die zeichnerische Umsetzung von Erzählungen aus zweiter Hand oder anders ausgedrückt: von Seemannsgarn. Sowohl das Seemannsgarn selbst als auch seine bildliche Umsetzung berichten uns viel über die Zeit und die Vorstellungen der damals lebenden Menschen.
Diese Bilder entstanden zu einer Zeit vor der wissenschaftlichen Entdeckung der Welt und das Weltbild war biblisch oder durch antike Vorstellungen geprägt. Eine solche antike Vor-stellung war die der auf dem Land und im Meer sich entsprechenden Tierarten. Sprachbilder, die heute noch geläufig sind, spiegeln das wieder: Seekuh, Seeelephant, Seelöwe, Schweins-wal usw.
Der Autor folgt in seiner Analyse der Entwicklung maritimer Karten. Er beginnt mit den Weltkarten des 10. Jahrhunderts, die wohl kaum navigatorischen Wert besaßen, betrachtet die frühen Globen und kommt dann zu den Portolanen, den Karten der beginnenden Neuzeit, nach denen die Seeleute dieser Zeit ihren Kurs absetzten und bewiesener Maßen ans Ziel kamen.
Van Duzer erklärt auch die entsprechend unterschiedlichen Funktionen solcher Seeungeheuer-Darstellungen. Sie gehen von der, nur die Belesenheit des Graphikers unter Beweis stellen zu wollen, bis zum Versuch, andere Seereisende von Gewinn versprechenden Fischgründen oder Rohstoffquellen fernzuhalten.
Der Verlag verspricht einen üppig bebilderten Band zu diesem Thema, der dem Liebhaber maritimer Kartendarstellungen Augenschmaus und erkenntnisreiche Lektüre sein wird. Den Autor stellt der Verlag als amerikanischen Experte vor, der sich auf die Interpretation von Texten und Abbildungen in historischen Karten konzentriert und während seiner Tätigkeit an der Bibliothek des US-Kongresses bereits zahlreiche Arbeiten zu Karten des Mittelalters sowie der Renaissance veröffentlicht hat.