Corona-Krise: Zeit zum Lesen! Aber wie?

Eine Segelanweisung zu Lesestoff in Zeiten geschlossener Geschäfte von Detlef H. Krügel 

Nicht jeder will sich die Zeit mit basteln einer Nase-Mund-Maske vertreiben, selbst Anrufe, Chats oder Posts werden irgendwann etwas viel. Lesen würde jetzt gut tun! 

Wohl dem, der auf eine gut sortierte Bibliothek in den eigenen vier Wänden zurückgreifen kann. Aber was, wenn man die nicht hat oder deren Inhalt schon längst gelesen ist? Die Buchhändler halten ihre Läden geschlossen, denn die CoronaSchVO erlaubt nur den Handel mit physisch notwendiger Nahrung, nicht hingegen mit geistiger Nahrung. Zum Glück leben wir im 21. Jahrhundert, das uns Wege zum Lesefutter online eröffnet. Ich erinnere mich noch gut, wie ich als Junge von den wunderbaren Dingen „im Jahr 2000“ – so hieß die damals noch ferne Zukunft - träumte. Jetzt sind sie wirklich da, also nutzen wir sie!

Wer sich mit online Büchern auskennt, wird manches im Folgenden überfliegen. Dafür kann er etwas eher die DYC Bücherecke durchstöbern, wo die jeweilige online Verfügbarkeit der vorgestellten Bücher angegeben ist. Demjenigen, dem die Gewässer des digitalen Lesestoffs noch nicht vertraut ist, soll die folgende Segelanweisung eine motivierende Hilfestellung sein.

Was braucht‘s, um E-Books lesen zu können?
Mit einem klassisch gedruckten Buch kaufen wir sowohl dessen literarischen Inhalt als auch das Medium mit dessen Hilfe wir diesen Inhalt lesen und aufbewahren können: die Buchdeckel mit den Blättern dazwischen, darauf abgedruckte Texte und Bilder. Bei den online Medien und E-Books ist das etwas anders. Außer ihrem digitalen Inhalt in Form einer Datei brauchen wir ein Medium, um ihn sichtbar zu machen und aufzubewahren.

Eins der gebräuchlichen Medien hierfür ist der E-Reader. Er ähnelt einem Tablet-PC, ist aber auf die Darstellung, Nutzung und Speicherung von E-Books spezialisiert. Deshalb ist die Wiedergabe von Text auf dem Display seine Stärke, und das bei ausgesprochen langer Akku-Laufzeit. Die Darstellung von Bildern ist hingegen nicht mit der auf PC, Tablet oder Smart Phone vergleichbar. Weit verbreitet sind die tolino-Reader. Es gibt mehrere Typen in der Bandbreite vom preiswerten Einsteigermodell bis zu einem dem Tablet ähnlichen Topmodell. Die tolinos verarbeiten E-Books und Publikationen in den drei Standardformaten: e-pup, pdf, txt. Das bindet den Leser beim Kauf nicht an einen bestimmten Händler: Seine Lektüre kann er online bei deutschen, österreichischen, Schweizer, niederländischen, belgischen und italienischen Buchhändlern kaufen. Die E-Books lassen sich entweder im internen Speicher, auf einer zusätzlichen SD-Karte oder in der tolino-Cloud aufbewahren. Wer Lesestoff online aus seiner kommunalen öffentlichen Bibliothek leihen will, kann deren Onleihe nutzen! Weiter führende Informationen: www.tolino.de.

Andere E-Book-Reader werden z.B. von Amazon angeboten. Sie heißen Kindle, auch sie gibt es in verschiedenen Modellen. E-Books können aus dem umfangreichen Kindle-Shop bei Amazon gekauft oder aus einem Ausleihbestand gelesen werden. Jedoch sind mit ihnen weder Bücher im e-pup-Format noch die Onleihe der öffentlichen Bibliotheken nutzbar. Weiterführende Informationen: www.amazon.de .

Wie kommt man aber in Zeiten geschlossener Buchhandlungen an solch einen E-Book-Reader? Online! Den Kindle kann man auf www.amazon.de bestellen. Der tolino ist der E-Book-Reader der Buchhändler, also verkaufen sie ihn auch. Wer einen bevorzugten Buchhändler hat, bestellt ihn über dessen Website. Übrigens, nicht nur die großen Buchhandelsketten verkaufen den tolino und E-Books dazu, sondern auch viele lokale Buchhändler. Bei der Suche auf www.tolino.de hilft eine Liste unter „Shops“.

E-Books im Format e-pup, in dem Buchhandlungen sie verkaufen, werden nicht nur auf geeigneten E-Readern dargestellt. Mit Hilfe von Adobe Digital Editions lassen sie sich auch auf PC oder Laptop offline lesen, also ohne eingeschaltete Internet-Verbindung. Dieses Programm öffnet die E-Books, E-Papers oder pdf-Dateien aus dem Speicher des eigenen PC oder Laptops. Es ist kostenlos von www.adobe.com/de/solutions/ebook/digital-editions/download.html herunterzuladen. Nach seiner Installation muss man sich einmalig und kostenlos zur Adobe-ID anmelden. Das Programm führt den Nutzer beim erstmaligen Öffnen zur Anmeldung ohne die der Kopierschutz der E-Books jeden Zugang verweigern würde. Dieselbe ID kann auch auf den anderen Geräten des Lesers genutzt werden und wird zudem zur erstmaligen Aktivierung der Onleihe benötigt. 

Wer mit seinem PC oder Laptop online ist, kann seine E-Books, die in einer Cloud oder auf dem Server des Buchhändlers gespeichert sind, im Internetbrowser mit Hilfe eines Webreaders (Näheres dazu im zweiten Kapitel) lesen. Für Smart Phones und Tablets gibt es diesen Webreader als App. So kann jeder seine E-Books lesen, der ohne großes Gepäck unterwegs ist. Oh ha, „unterwegs“ ist im Moment ein blödes Beispiel. Also ein anderes: Man hat gerade dann Zeit, endlich den Schluss des spannenden Romans zu lesen, wenn sich der Mitbewohner nicht vom gemeinsamen PC vertreiben lässt.

Allen diesen Medien ist gemeinsam, dass die Schrift der Texte entweder in Schritten oder stufenlos auf den individuell passenden Schriftgrad  zu vergrößern ist, was das Lesen angenehmer macht. Zudem kann die Belichtung des Displays von E-Readern, Smart-Phones und Tablets individuell eingestellt werden, was allerdings ggf. die Akku-Laufzeit verkürzt.

Damit habe ich die zum online Lesen notwendigen Medien vorgestellt und beschrieben, wie man sie auch in Zeiten von Corona kaufen kann. Im nächsten Kapitel verrate ich, wie wir trotz geschlossener Buchhandlungen an Lektüre kommen.

Wie an‘s Lesefutter kommen?
Zu Anfang einen Exkurs zu traditionellem Lesefutter auf Papier: Die Buchläden sind zwar geschlossen, aber über die jeweilige Website des Buchhändlers bestellte Bücher werden nach Hause geliefert. Die Registrierung erfolgt genauso wie im Folgenden für digitale Medien beschrieben. Während die Buchhandelsketten wie Thalia, Hugendubel, Meyer‘sche u.a. die bestellten Bücher, DVD oder CD durch einen Paketdienst liefern, haben manche lokalen Buchhändler eine kontaktlose Abholung an der Ladentür eingerichtet.

Doch jetzt zu E-Books und E-Papers. Digitale Kommunikation, IT basierte Arbeit, online Handel und papierarme Verwaltung wie e-learning und digitaler Alltag werden ihre während der Corona-Krise gewonnene Bedeutung auch danach behalten, das prognostizieren Experten einhellig. So wird sich die Nutzung von E-Books und anderen digitalen Publikationen noch stärker verbreiten. Wer sich also jetzt mit ihrer Handhabung befasst, macht sich mit dem vertraut, was nach Corona Alltag sein wird.

E-Books werden online verkauft. Vom PC aus ruft man in seinem Browser die Website des Buchhändlers seiner Wahl auf. Das kann eine bundesweit tätige Buchhandelskette genauso wie ein lokaler Buchhändler sein. Auf der Startseite wird eine Angebotsauswahl von Titeln gezeigt, die beim ersten Besuch dort noch ziemlich zufällig wirkt. Wer gezielt ein Buch sucht, gibt in der Suchzeile – oft durch eine stilisierte Lupe gekennzeichnet – dessen Titel oder den Namen des Autors ein. Selbst Teile davon reichen, um eine passende Auswahlliste anzuzeigen. Nach dem Anklicken des gewünschten Titels folgen detailliertere Angaben wie „Klappentext“, Umfang und Preis. Mit einem weiteren Klick kann man das Medium etwa Hardcover, E-Book, Hörbuch o.ä. auswählen. Ist der Titel als E-Book veröffentlicht, findet man meistens sogar eine Leseprobe. Das halte ich für sehr hilfreich, da man sich eine eigene Vorstellung vom Buch machen kann. Erweist sich das Angesehene als das Gewünschte, legt man es in den Warenkorb indem man den symbolisierten Einkaufswagen anklickt. Wer noch mehr Lektüre aussuchen will, setzt die Auswahl jetzt fort.

Nach einigen Besuchen der Website seines Buchhändlers wird man feststellen, dass die empfohlenen Titel immer häufiger den eigenen Geschmack treffen. Es passiert nicht anders als im traditionellen Buchladen, wo sich der Buchhändler die Vorlieben seiner Stammkunden merkt und daraus meistens passende Vorschläge kombiniert. Im online Buchhandel erledigt das künstliche Intelligenz erstaunlich zutreffend und durchaus hilfreich.

Zurück zur Buchbestellung: Am Ende der Auswahl muss man den virtuellen Warenkorb öffnen, meistens rechts oben findet sich ein symbolisierter Einkaufswagen, den man anklickt. Jetzt sieht man die Liste mit dem, was man ausgesucht hat. Bei der ersten Bestellung muss sich der neue Kunde registrieren, also Namen und Adresse, Lieferanschrift, E-mail-Adresse und Bezahlmethode angeben. Üblicherweise stehen PayPal und paydirekt oder Kreditkarte und SEPA-Lastschrift zur Auswahl. Während der Registrierung wird man aufgefordert, ein Passwort festzulegen, mit dem man sich beim nächsten Einlauf anmeldet, später auf sein Kundenkonto und die gekauften E-Books zugreift. Ist das erledigt, klickt man auf den Button „zur Kasse“. Dort öffnet sich die Bestellliste mit Preis sowie der Rechnungs- und Lieferadresse. Nach dem Akzeptieren der Geschäfts- und Lieferbedingungen klickt man zum Abschluss auf den Button „verbindlich bestellen“ (oder ähnlich formuliert).

Das folgende Kapitel wird am besten erst einmal „auf Vorrat“ gelesen. Es im Zusammenhang mit dem ersten Download noch einmal zu tun, wird hilfreich sein.

Lesen in der Cloud oder Download auf den PC?

Wer die e-pup-Dateien – also E-Books und E-Papers – ohne Umweg lesen will, kann mit Hilfe der Anleitung auf der Website seines Buchhändlers sehr schnell und einfach die Lektüre beginnen. Weiter oben ist ja schon beschrieben, wie man an den Webreader oder eine entsprechende App kommt. Der PC muss online sein und über einen Internetbrowser verfügen, die E-Reader müssen mit einem W-LAN, Smart-Phones und Tablets entweder mit einem W-LAN oder mit einem mobilen Netz verbunden sein. Und schon kann man die E-Books / E-Papers lesen, die im eigenen E-Book-Konto auf dem Server des Buchhändlers gespeichert und abrufbar sind. Das ist praktisch, denn das System merkt sich sogar, wie weit man beim letzten Mal gelesen hat und schlägt das E-Book direkt an der richtigen Stelle wieder auf. Auf einem solchen Server sind die E-Books sicher aufgehoben, niemand anderes hat Zugang dorthin, die Server werden professionell betrieben und gewartet.

Wer seine Dateien dennoch physisch besitzen und offline mit Hilfe von Adobe Digital Editions (siehe Kapitel 1) lesen will, kann sie herunterladen, wie ich es im Folgenden beschreibe.

Beim ersten Mal loggt man sich mit den Zugangsdaten (siehe obige Beschreibung des Bestellvorgangs) auf der Website seines Händlers ein und ruft das eigene Kundenkonto auf. Dort öffnet man das Verzeichnis der eigenen E-Books namens „E-Book-Bibliothek“ oder ähnlich. Auf dieser Seite findet der Leser einen Link zum Webreader, der sich durch anklicken öffnet. Tipp: Diese Web-Adresse in den Lesezeichen des Browsers speichern, das spart beim nächsten Mal den Weg über das Kundenkonto! Der Webreader fragt die gleichen Zugangsdaten wie die zum Kundenkonto ab.

Im Webreader werden alle gekauften E-Books etc. angezeigt. Nach einem Klick mit der Maus – üblicherweise auf die drei schwarzen Punkte in der unteren rechten Ecke - öffnet sich ein Kontext-Menü, in dem man „herunterladen“ anklickt. Jetzt speichert der PC dieses E-Book in seinem Standard-Verzeichnis für Downloads. Am einfachsten findet man die Datei mit der Browserfunktion, die den aktuellen Download anzeigt, wieder – meistens gleich rechts neben der Adresszeile. Das Folgende ist eine Frage der eigenen Datenorganisation auf dem PC. Ich empfehle, einen Ordner „My Digital Editions“ in dem Laufwerk anzulegen, in dem man seine Daten speichert, denn es ist übersichtlicher, die E-Books aus dem Tohuwabohu des Sammelordners „Downloads“ zu befreien und dorthin zu verschieben. Das wird dann der Ordner, auf den Adobe Digital Editions zugreift, um sie zu öffnen.

Adobe Digital Editions ermöglicht es, seine E-Books in eine virtuelle Bibliothek zu stellen. Dazu öffnet man in diesem Programm „Datei“ und klickt „in Bibliothek aufnehmen“ an. Der PC listet jetzt die Dateiverzeichnisse auf. Wer seine E-Books – wie oben beschrieben - nach „My Digital Editions“ heruntergeladen hat, hat es jetzt einfach. Mit einem Häkchen vor den Dateinamen und „Öffnen“ werden sie in die Bibliothek importiert. 

Bei jedem Start von Adobe Digital Editions werden die Cover der importierten E-Books angezeigt, sie können durch anklicken geöffnet und gelesen werden. Wer eine Bibliothek als geordnete Sammlung von Büchern versteht, kann sie frei benennbaren „Regalen“ zuordnen. Da ich meine Lektion im Fach „Ordnung“ von Bibliothekaren gelernt habe, habe ich meine E-Books natürlich sachlich gegliedert auf die Regale gestellt: Belletristik, Yachtsport, Sachbücher, Kochbücher usw.

Auf diese Weise lassen sich nicht nur E-Books / E-Papers lesen. Auch pdf-Dateien bewahrt die Bibliothek auf: beispielsweise unser DYC Journal. Wer es von www.dyc.de herunterlädt und in seiner virtuellen Bibliothek auf ein Regal stellt, kann es von dort immer wieder hervorholen und lesen, die Bilder betrachten – wie auf Papier.

Wer lieber alles in der Cloud speichert und Adobe Digital Editions nicht einrichten will, braucht auf die online Lektüre von pdf-Dateien – wie unser DYC Journal – trotzdem nicht zu verzichten. Nach dem  Öffnen des Webreaders mit seinen Zugangsdaten, findet man in der E-Book-Bibliothek auch die Funktion „hochladen“. Damit ist es möglich, z.B. pdf-Dateien dorthin zu kopieren und sie auf E-Reader, Smart-Phone oder Tablet zu lesen. Damit hat man von überall Zugriff auf seine Bibliothek; Smart-Phone oder Tablet brauchen nur ein W-LAN oder mobiles Netz. 

Welche Lektüre gibt es denn überhaupt?

Die Buchhändler bieten das komplette deutsche Verlagsangebot, Bücher wie Hörbücher. Beinahe alle Neuerscheinungen werden inzwischen als E-Books veröffentlicht, sodass Leser eine große Auswahl finden. Bücher, die in gedruckter Form schon vergriffen sind und nicht mehr neu aufgelegt werden, bleiben als E-Book lieferbar. Das E-Book-Angebot umfasst sogar ausgesprochen preiswertes Lesefutter. Fremdsprachige E-Books lassen sich direkt bei ausländischen Buchhändlern kaufen, wenn sie bei heimischen nicht erhältlich sind.

Außer den E-Books von Buchhändlern werden E-Papers, das sind digitale Zeitschriften, im Abonnement oder als Einzelheft angeboten. Bestellung und Download werden über die Website des Verlages, kaum anders als bei E-Books, abgewickelt. Bekannte Wassersport-Zeitschriften wie Boote, Yacht, Segeln oder Palstek sind darunter ebenso wie Nachrichtenmagazine und verbreitete Publikumszeitschriften. Die Qualität der Bilder steht den gedruckten in nichts nach. Die Volltext-Suchfunktion der pdf-Dateien erlaubt es jederzeit, einen gesuchten Artikel sehr schnell und wesentlich einfacher als auf Papier wiederzufinden.

Die kommunalen öffentlichen Bibliotheken leihen bereits seit einigen Jahren sowohl E-Books als auch E-Papers online aus. Onleihe heißt dieses Angebot für ihre angemeldeten Nutzer. Die Jahresnormalgebühr für die Bibliotheksnutzung beträgt z.B. in Düsseldorf 20,- €, in Meerbusch 15,50 €. Woanders bewegen sich die Gebühren in ähnlicher Höhe. Da die öffentlichen Bibliotheken aufgrund der CoronaSchVO geschlossen sind, geben sie während dieser Zeit die Möglichkeit zur befristeten Anmeldung per E-Mail. Nähere Auskunft erteilen deren Websites, wo sich auch detaillierte Anleitungen finden.

Jetzt kann es mit neuen Büchern und Zeitschriften trotz geschlossener Geschäfte und Bibliotheken los gehen! Die oben beschriebenen Vorarbeiten scheinen auf den ersten Blick etwas mühselig erledigen sich aber ziemlich rasch. Ein neues Bücherregal aufzubauen oder neue Regalböden einzuziehen ist wesentlich anstrengender!

Ist die Pandemie durchgezogen und wir dürfen wieder an Bord, wird unser Seesack dank E-Books erheblich leichter sein als der früher mit papierener Lektüre bepackte. Und die Fortführung des Bibliotheksausweises bei seiner Stadtbibliothek lohnt sich für den lesenden Freund an Bord auch dann noch.

Hoffentlich können wir bald das Signal Q über 1. Hilfsstander wieder einholen, damit unter der Saling endlich wieder Platz für den blauen Peter ist!