
Guy Quiesse, Le Beligou – autour du Monde
Reisebericht aus den Jahren 1966 bis 1968
autodition.literatures.fr, Joseph Périgot (Hrsg.), 2016
E-Book, 300 Seiten, kostenloser Download
www.beligou.fr
Mit dieser Vorstellung des Berichtes über eine Segelreise um die Welt, betrete ich Neuland. Die bisherigen Rezensionen bezogen sich auf Bücher aus Papier oder bits `n bytes, sie waren aber stets käufliche Literatur. Le Beligou ist genau das nicht. Ach so, ein Weltumsegler-Blog! Nein, Guy Quiesse umsegelte die Welt mit seinen Gefährten Claude Quiesse und Jean-Claude Bazoin – der eine Photograph und Maler, der andere Funkoffizier - lange bevor man das Internet überhaupt ersann.
Fünfzig Jahre nach dieser Reise erzählt Guy Quiesse anhand der Reiseaufzeichnungen und Photographien, wie die drei ihren maritimen Traum verwirklichten. Der Bericht beginnt mit Wahl und Vorbereitung der 11 m langen Jacht, schildert die Reise mit fast hundert angelaufenen Häfen und enthält unzählige Anekdoten und Begegnungen mit Anderen auf eigenem Kiel unterwegs. Der Autor nimmt seine Leser mit von der Iberischen Halbinsel über die Antillen zum Panama-Kanal. Die Galapagos-Inseln, Napoleons letztes Exil auf St. Helena und zum Schluss das legendäre Café Sport in Horta gehören zu den weitere Stationen auf ihrem Seeweg von Europa nach Europa.
Diese Route ist heute aus den Berichten zahlreichen Segelreisender oder gar eigener Erfahrung bekannt. Doch fand die von Quiesse beschriebene Reise vor einem halben Jahrhundert statt, allein der Blick auf eines der Photos der Crew im damals üblichen Öljacken, Wollpullovern und „mit ganz ohne“ Rettungsweste führt jedem Leser den Unterschied zu heute evident vor Augen.
Der Reisebericht von Guy Quiesse ist online auf www.beligou.fr zu lesen oder als pdf-Dokument herunterzuladen. Er kostet zwar kein Geld, den Leser allerdings die Mühe des Übersetzens: Der Text ist auf Französisch. Trotzdem stelle ich diese Trouvaille an dieser Stelle vor, auch wenn ich die Freude an Bord ohne Französischkenntnisse vielleicht damit etwas enttäusche.
Doch selbst ohne irgendwelche Französischkenntnisse lohnt sich schon wegen der vielen Photos aus einer völlig anderen Zeit des Fahrtensegelns ein Blick auf www.beligou.fr. Der ein oder andere wird Orte abgebildet sehen, die er in der Gegenwart ersegelt hat, und mag seine ganz persönlichen Parallelen ziehen oder die damaligen Photos an seinen eigenen heutigen Eindrücken messen.
Es gibt über den Bericht hinaus auch Dateien zum Schiff, das nach einem bretonischen Vogel benannt sein soll, und Kopien aus der Brückenkladde und dem Goldenen Buch der Jacht, die dem Leser einen unvermittelten Eindruck von dieser Reise verschaffen.
Die Freunde an Bord, die meine vorangehenden Zeilen gelesen haben werden, mögen mir verzeihen, dass ich den Text nicht tiefer gehend rezensiert kann. Denn noch kreuze ich mit Hilfe der Crew aus Pons, Langenscheidt und Bescherelle, die während eines vergangenen VHS-Sprachkurses angeheuert wurden, gegen an durch die 300 Seiten.